#6 - Nachhaltigkeit mag man eben: die Balance zwischen Tradition und Innovation

Shownotes

Welchen Herausforderungen muss sich ein traditionsreiches Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit stellen und warum ist es besonders wichtig, bestehende Prozesse und Synergien zu nutzen? In der sechsten Podcast-Folge von „Wir leben Nachhaltigkeit“ spricht Katja Gruber (BDO) mit Karin Steinhart, Leiterin der Bereiche Unternehmenskommunikation, ESG und Sponsoring der Josef Manner & Company AG. Manner hat sich bereits frühzeitig mit Nachhaltigkeit im Unternehmen auseinandergesetzt und externe Unterstützung in Anspruch genommen, um den komplexen Anforderungen gerecht zu werden. Steinhart beschreibt den Prozess der Wesentlichkeitsanalyse und die Identifikation der wesentlichen Themen für den Bericht als besonders ressourcenintensiv und herausfordernd. Sie betont, wie wichtig es war, bestehende Prozesse und Synergien, insbesondere im Risikomanagement, zu nutzen, damit das Unternehmen ESG-fit gemacht werden konnte. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Rohstoffbeschaffung und der Wertschöpfungskette bei Manner. Steinhart erklärt, dass Manner seit 2020 nur nachhaltig zertifizierten Kakao verwendet und der größte Fairtrade-Partner Österreichs ist. Herausforderungen und Chancen bei der Zusammenarbeit mit Lieferanten, vor allem mit kleinen und mittelständischen Unternehmen, im Hinblick auf ESG-Kriterien und die Entwaldungsverordnung sind ebenso wichtig. Manner arbeitet intensiv daran, die Compliance mit diesen Regularien sicherzustellen, und bereitet sich bestmöglich darauf vor. Am Ende der Folge nennt Steinhart 3 Tipps für Unternehmen, die sich noch nicht der Berichtspflicht gewidmet haben. Mag. Karin Steinhart, MAS ist seit über 15 Jahren bei Manner tätig und leitet die Unternehmenskommunikation sowie die Bereiche ESG und Sponsoring.

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00:00:00: KATJA GRUBER Herzlich willkommen zu Wir leben Nachhaltigkeit von der Theorie in die Praxis, dem BDO-Podcast. Wir beleuchten die Herausforderungen der Nachhaltigkeitsregulatorik mit ausgewählten Expertinnen aus Unternehmenspraxis sowie Recht und Prüfung. Mein Name ist Katja Gruber und ich darf Sie durch diese Podcast-Reihe begleiten. Und am Ende jeder Folge erwarten Sie praktische Insights und Tipps im Hinblick auf die Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten. In unserer heutigen Folge steht ein österreichisches Traditions- und Familienunternehmen im Fokus. Mit einem Produktionswerk im 17. Wiener Gemeindebezirk und einem im niederösterreichischen Wolkersdorf produziert die Josef Manner & Company AG verschiedenste Produkte der Marken Manner, Casali, Napoli, Ildefonso oder auch Victor Schmidt. Mittlerweile werden die beliebten Süßwarenprodukte in mehr als 50 Länder weltweit exportiert. Der Grundstein für diese unbestrittene Erfolgsstory, wie man sie so selten ein zweites Mal sieht, wurde bereits im Jahr 1890 vom gelernten Kaufmann Josef Manner gelegt. Wie das Unternehmen nun die aktuellen Herausforderungen rund um das Thema Nachhaltigkeit mit all seinen Facetten meistert, wird uns heute Karin Steinhart, Leitung der Unternehmenskommunikation, ESG und Sponsoring erzählen. Liebe Frau Steinhart, vielen Dank, dass Sie sich heute Zeit für uns nehmen.

00:00:58: KARIN STEINHART Vielen Dank für die Einladung.

00:01:00: KATJA GRUBER Bevor wir uns heute dem Thema Berichterstattung und dem Thema Sorgfaltspflicht in der Lieferkette widmen, würde ich auch heute gerne wie gewohnt mit einer kurzen Vorstellung starten. Liebe Frau Steinhart, seit wann sind Sie denn bei Manner tätig und was liegt denn so in Ihrem Aufgabenbereich beziehungsweise wer unterstützt Sie auch dabei?

00:01:21: KARIN STEINHART Ich bin seit 15 Jahren bei Manner tätig, dem börsennotierten Familienunternehmen. Ich habe ein Bouquet von Aufgaben, von sehr spannenden Aufgaben, bestehend hauptsächlich aus der Unternehmenskommunikation, also Corporate Communications für die Länder Österreich, Deutschland und Slowenien. Ich bin auch verantwortlich für das Sportsponsoring. Wir engagieren uns ja sehr stark im Skisprungsponsoring. Und das Thema ESG ist in den letzten Jahren auch in meinen Verantwortungsbereich gerutscht, sicher aus den Needs, aus der Kommunikation und seit circa drei Jahren wirklich fix verankert in meinem Aufgabenbereich.

00:02:01: KATJA GRUBER Nachhaltigkeit ist ja heute mehr als nur ein Schlagwort. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil unternehmerischen Handelns und prägt die Strategien vieler Unternehmen. Angesichts der immer strengeren Auflagen und der wachsenden Erwartungen seitens verschiedener Stakeholder müssen Unternehmen nicht nur zukunftsfähige Lösungen entwickeln, sondern diese auch konsequent umsetzen. In diesem Zusammenhang interessiert mich vor allem, welche Projekte und Nachhaltigkeitsinitiativen stehen denn so auf Ihrer Agenda ganz oben?

00:02:32: KARIN STEINHART Sicher ein spannendes Thema, das bei uns immer, immer wichtiger wird. Ich kann mich erinnern, vor 15 Jahren, als ich zu Manner gekommen bin, habe ich gesagt, Nachhaltigkeit, was gibt es denn da, was machen wir denn? Ich bin aus einem großen Konzern gekommen und die Antwort war sehr schnell, gar nichts, machen wir nichts. Und das Unternehmen dann besser kennenlernend und Kaffeetischgespräche und erste Meetings habe ich gemerkt, es gibt eine Vielzahl von Initiativen, die einfach wirklich aus einer Natürlichkeit eines Familienunternehmens rausgekommen sind. Der Dr. Manner hat das ziemlich vorgelebt und die einzelnen Abteilungen haben es umgesetzt. Das war weit weg von irgendwas Strategischem, aber es gab unglaublich viele einzelne Initiativen. Und wir haben dann eigentlich versucht, diese Initiativen in eine Art Strategie zu bringen, immer auch zu schauen, dass das dann nicht einschlaft. Das sind ja die Gefahr, wenn das so Einzelinitiativen sind, dann geht der Mensch zum Beispiel, verlasst das Unternehmen, dann hört das wieder auf. Also wir haben dann versucht, aus diesen Themen wirklich eine Strategie zu machen und einen ESG-Boost hat es natürlich bekommen, das muss man ganz klar sagen, in den letzten zwei bis drei Jahren durch die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Wir sind börsennotiert und das war dann noch einmal ein großer Aufwand auf der einen Seite, aber auch wirklich ein Boost für die ESG-Strategie bei Manner. aber auch wirklich ein Boost für die ESG-Strategie bei Manner.

00:04:05: KATJA GRUBER Und werden diese verschiedenen Nachhaltigkeitsinitiativen, die es jetzt bereits schon im Unternehmen gab, jetzt beispielsweise durch Sie gesammelt koordiniert oder sind das so Eigenläufer?

00:04:16: KARIN STEINHART Das ist eine sehr spannende weil es Frage, war immer wieder die Frage, wie soll man das Ganze aufsetzen? Also wir reden auch viel mit anderen Unternehmen in der Branche, die mich dann auch fragen, wo gehört das Thema ESG denn fachlich aufgesetzt und wieso ist es bei uns in der Unternehmenskommunikation? Hat sicher mit meiner Rolle und dass ich es einfach genommen habe, dass ich eine Ausbildung dazu gemacht habe, dass ich seit sehr vielen Jahren das Unternehmen kenne, einfach zu tun. Aber wir haben es so aufgesetzt, dass ich eine Art Projektmanagementrolle habe, die Themen treibe, aber die Themen selber in den Abteilungen passieren müssen. Und ich denke, das ist ganz wichtig, weil sonst zieht sich das Thema ESG nicht ins Unternehmen hinein. Sonst bleibt es ein Projekt, das irgendwo aufgesetzt ist und läuft da Gefahr, dass man vielleicht eine aufgeblasene ESG-Abteil aufzubauen und die dann wirklich dort, eine fixe Stelle ist, die das Thema bei uns intern treibt.

00:05:50: KATJA GRUBER Wir haben schon gehört, dass Manner das Thema Nachhaltigkeit immer sozusagen aus einer freiwilligen Motivation herausgetrieben hat. Jetzt steigt ja sozusagen die Regulatorik rund um das Thema. Wie geht es Ihnen da aktuell mit der Umsetzung der verschiedenen Regularien und was steht da vielleicht auch an erster Stelle? Welcher Regulatorik widmen Sie sich aktuell am intensivsten?

00:06:45: KARIN STEINHART Das muss man ganz klar sagen. Wir sind durch unsere Börsennotierung komplett betroffen von sehr vielen Regularien, wie zum Beispiel der Bericht Also wir haben einen sehr schlanken Apparat. Wir haben niemanden, der sozusagen Full-Time Investor Relations macht. Wir haben niemanden, der bis jetzt Full-Time ESG gemacht hat. Das war das Thema CSRD bei uns im Haus umzusetzen mit diesen knappen Ressourcen war enorm herausfordernd. Und ich bin sehr, sehr glücklich und froh, dass wir letztes Jahr schon begonnen haben, eine Trockenübung, haben wir es genannt, CSRD zu machen, weil wir davor nach Nadiwek, da haben wir berichtet und da haben wir nicht nach einem Standard berichtet, und da haben wir nicht nach einem Standard berichtet, also wir haben nicht GAI oder Ähnliches verwendet und einfach im Haus einen neuen Standard einführen oder überhaupt mal einen Standard einführen, mal KPIs entwickeln, mal Wesentlichkeitsanalysen machen etc. Da bin ich sehr froh, dass wir letztes Jahr schon begonnen haben, weil wenn ich zurückblicke und mir denke, wir hätten dieses Jahr begonnen, würde ich jetzt, glaube ich, hier nicht sitzen und den Podcast aufnehmen können.

00:07:48: KATJA GRUBER Wenn wir gleich beim Thema CSRD-Berichterstattung bleiben, wie hat sich denn da Ihre Roadmap im Unternehmen sozusagen gestaltet? Was war so der erste Startschuss im Unternehmen? Von wem wurde der auch sozusagen gelegt? Und wie haben sich so diese Schritte bis hin zur Veröffentlichung des Berichts skizziert?

00:08:09: KARIN STEINHART Begonnen haben wir, also jetzt nicht CSRD sondern Taxonomie hat begonnen bei uns 2017, wo ich erstmals gesagt habe das kann ich nicht alleine machen. Da brauche ich externe Unterstützung in Form eines Unternehmensberaters. Also das ist für uns nicht möglich, dieses Wissen im Haus in der Schnelligkeit aufzubauen. Also da haben wir das erste Mal für die Taxonomie 2017 jemand gesucht und dann haben wir, dann habe ich dasselbe gemacht, als die CSAD sozusagen vor der Tür gestanden ist und gesagt, da sehe ich mich nicht raus. Ich habe mir ein bisschen was durchgelesen, ich habe die Ausbildung gemacht, aber trotzdem sehe ich mich nicht raus, dass im Unternehmen in der Fristigkeit auch und mit den Veränderungen, die immer wieder kommen, so schnell, mit den Gesetzesänderungen, mit den Veränderungen, dass ich das wirklich alleine umsetze. Und wir haben uns dann für das letzte Jahr auch einen externen Partner gesucht und das Thema gemeinsam bearbeitet und eben diese Roadmap war oder ist noch immer, sozusagen letztes Jahr eine Trockenübung zu machen, dieses Jahr die Gaps schließen, nochmal über die Wesentlichkeitsanalyse drüber schauen, mit dem Wirtschaftsprüfer abklären, auch uns andere CSRD-Berichte durchzulesen. Man muss ja auch sagen, letztes Jahr kommt man noch gar nicht. Ein bisschen schauen, wie gehen denn die anderen damit um, was machen die anderen, die richtig großen Big Player, die CSRD-pflichtig sind. Und das ist dieses Jahr auch noch eine wahnsinnig enorme Herausforderung, das unterzubringen. Aber wenn ich mir vorstelle, wie gesagt, dass man das letztes Jahr nicht begonnen hätte, hätte ich größere Sorgen.

00:10:01: KATJA GRUBER Jetzt haben wir schon gehört, mit der EU-Taxonomie-Verordnung beschäftigen Sie sich jetzt schon länger. Jetzt stand dann vor allem die Wesentlichkeitsanalyse und die Identifikation der wesentlichen Themen für den Bericht am Plan sozusagen. Wo hatten Sie denn so den größten Ressourceneinsatz bei der Berichterstellung? Den größten Ressourceneinsatz bei der Berichterstellung?

00:10:25: KARIN STEINHART Den größten Ressourceneinsatz, war sicher wo anfangs, wo wir noch nicht gewusst was haben, was kommt da einfach auf uns zu. Allein bei der Wesentlichkeitsanalyse war dann auch sehr herausfordernd, das Ranking, dass wir schauen, die Outside-In-Perspektive, wir sind dann in einer großen Gruppe zusammengesessen und haben gesagt wie können denn wir beurteilen, ich sage jetzt mal den Wasserstress in der Türkei also das ist dann immer Gefahr gelaufen, dass das überbordende Diskussionen werden mit wie kann man denn das beurteilen? Und da muss man einfach hands-on ein bisschen durchgehen und sagen „wir müssen“ und wir schauen uns das einfach besten Wissen und Gewissens an. Also man kann natürlich dann auch sagen, okay, ich kann jetzt noch 800 ExpertInnen einladen, aber das wird es nicht besser machen. Im Gegenteil, also die werden sich wahrscheinlich dann noch mehr in die Haare bekommen. Und das war sehr herausfordernd. Wir waren das nicht gewohnt, dass wir was beurteilen müssen oder ranken müssen, wo wir jetzt nicht die Vollprofis darin sind. Also ich habe oft den Ausdruck gehört, wir machen Wafferl und Schnitten, aber Heatmaps, also das war sehr herausfordernd. Also die Wesentlichkeitsanalyse, dort hinzukommen, war am ressourcenintensivsten und danach die KPIs formulieren, das war wieder etwas, was dann sehr schnell gekommen ist, weil vieles natürlich in den Standards abgedeckt ist und die eigenen auch so ein bisschen auf der Hand liegen dann. Und schwierig war es dann wieder, ich nenne es immer den Prosatext, das abzubilden, auf der einen Seite, was wir im Unternehmen machen und dann, was verlangt der Standard. Also da werden wir dieses Jahr nochmal intensiver reingehen. Das war sicher etwas, was letztes Jahr dann ein bisschen zu wenig Zeit gehabt hat, weil man muss auch dazu sagen, dadurch, dass es im Lagebericht sein muss, wir hatten es immer schon Gott sei Dank im Lagebericht, aber dadurch, dass es eben sein muss, ist die Fristigkeit sehr, sehr schnell. Wir haben Betriebsurlaub über Weihnachten und dann geht es eigentlich zack, zack, zack und die Leute müssen liefern. Also diese Fristigkeit ist auch noch eine wahnsinnige Herausforderung.

00:13:06: KATJA GRUBER Ein erfolgreiches Nachhaltigkeitsreporting baut jetzt auch vor allem auf klaren Strukturen und Prozessen auf. Doch nicht immer sind jetzt alle Daten und Strukturen im Unternehmen vorhanden. Hier würde mich vor allem interessieren, gab es denn bestehende Prozesse, die Sie nutzen konnten? Gab es vielleicht auch gewisse Synergien zum Management, Systeme, die Sie bereits im Unternehmen hatten? Und wie haben Sie das auch sozusagen zusammenfließen lassen?

00:13:40: KARIN STEINHART Da haben wir es mit sehr wenig Adaptierungen das geschafft, Ganze sozusagen ESG-fit zu machen. Und da bin ich sehr dass wir da schon soweit sind und waren als wir angefangen haben. sehr, froh, auch, Also diese Verknüpfung mit Risikomanagement ist enorm wichtig. Da spart man sich schon enorm viel als wenn man jetzt Zeit, das ganze Thema anfängt, Risiko erst aufzubauen im Unternehmen. Integriertes Management-System haben wir leider nicht. Hätte uns noch mehr geholfen, muss man ganz klar sagen. Und ja, Dokumentenlenkungssysteme, solche Themen haben uns natürlich auch geholfen. Und die klaren Verantwortlichkeiten haben uns geholfen, aber es war dennoch eben, wie gesagt, für unsere Ressourcen sehr herausfordernd.

00:14:31: KATJA GRUBER Wenn Sie jetzt das Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung oder vor allem CSRD-Nachhaltigkeitsberichterstattung von vorne nochmal neu aufrollen könnten, würden Sie da irgendwas anderes im Nachhinein betrachtet anders machen? Sehen Sie vielleicht auch gewisse verlorene Meter auf dieser Reise?

00:14:52: KARIN STEINHART Kann man nicht machen, das ist viel zu viel, es geht sich nie aus. Da habe ich sicher anfangs zu viel Zeit da dagegen investiert, zu arbeiten. Das würde ich jetzt so nicht mehr machen. Ich glaube, vom Projektablauf war es sehr gut organisiert. Ich glaube, das hat sehr gut gepasst, vielleicht vorab in den Abteilungen schauen, dass die Ressourcen wirklich freigespielt sind. Oder zum Beispiel jetzt haben wir eine neue Stelle im Einkauf kreiert. Viele Dinge spielen ja dann im Einkauf zusammen bei uns. Das wär sicher ein Thema gewesen, dass wir diese Stelle wahrscheinlich vorher gebraucht hätten oder dann jetzt am Weg erst drauf gekommen sind, die braucht es. Aber ich glaube, von der Struktur her war es sehr gut. Es war ein klassisches Projektmanagement sozusagen bei mir, zu treiben, zu erklären, einzuholen, abzuholen auch die Leute, weil für viele ist das ein ganz, ganz neuer Bereich gewesen. Also auch mal zu zeigen, wieso und erklären. Das ist, glaube ich, ganz wichtig bei der Aufgabe.

00:16:00: KATJA GRUBER Und wenn wir jetzt vor allem die Inhalte des aktuellen Nachhaltigkeitsberichts von Manner ansehen. Gibt es da Themenbereiche, die Sie künftig dann noch weiter ausbauen möchten? Gibt es vielleicht auch Punkte, die Sie jetzt da im ersten Bericht ganz ausgelassen haben?

00:16:32: KARIN STEINHART Unter anderem unsere CO2-Reduktionsreise. Das ist ein wichtiger Punkt für uns und auch sehr gutes Learning, wie uns eigentlich die CSRD da in dem Bereich geholfen hat, weil ich habe eine Steuergruppe ISG und da haben wir immer wieder besprochen, wir haben Gasöfen, wie können wir das denn machen? Da ist ein ganz toller Sager meines Kollegen ist dann immer gewesen, jetzt kann ich da die Waffeln dann nur mehr kalt backen, weil weiter runter geht es nicht. Und wir haben dann durch Scope 1 und 2 und 3, durch die Identifizierung von Scope 1, 2 und 3, haben wir dann gesehen, dass nur 6,4 Prozent bei uns sozusagen intern sind. Und das große Thema einfach ist Kakao, Haselnüsse, Milch, Fette. Und das hat dann so einen Switch gemacht von, okay, wir brauchen jetzt nicht anrennen mit dem Gasthema, wo wir jetzt aktuell keine Lösung haben oder wo ich mir sicher bin, dass gerade am Markt sehr viel passiert, auch bei Maschinen und wir sehen es jetzt auch schon. Also in den letzten zwei Jahren auch technologisch wahnsinnig viel passiert, aber aktuell für uns noch keine Lösung vor der Türe, sage ich jetzt mal, sondern wir konzentrieren uns wirklich auf die Themen Kakao, was ist hier möglich vom zertifizierten Einkauf über Kakao-Ersatzprodukte. Auch das hat man jetzt in den letzten Jahren gesehen oder im letzten Jahr. Das ist alles sehr schnell passiert. Wir sind immer wieder bei der internationalen Süßwarenmesse und da war letztes Jahr ganz klar der Fokus auch auf Kakao-Ersatzstoffe oder Produkte. Das sind auch natürliche Zutaten, die einfach wie Kakao bearbeitet werden. Und da sind wir jetzt auch gerade dran, uns so etwas anzuschauen. Auf der anderen Seite sind wir dran, uns anzuschauen, eigene Plantagen, also Kakao-Anbaugebiete. Wir haben ja eine Haselnussfarm in Aserbaidschan. Und jetzt sind wir gerade in Westafrika mal am Prüfen bezüglich einer eigenen Plantage auch für Kakao. Das sind einfach diese Dinge, die daraus entstanden sind, wenn man sich eben Scope 1, 2 und 3 genau anschaut.

00:19:03: KATJA GRUBER Das Thema Rohstoffe bringt mich gleich zum nächsten Themenblock, nämlich der Wertschöpfungskette. Mit der Berichterstattung und den verschiedenen Regularien wie CSRD, CS3D oder auch der EUDR gerät jetzt nun die Wertschöpfungskette von Unternehmen zunehmend in den Fokus. Können Sie unseren Zuhörern vielleicht kurz skizzieren, wie sich so generell die Wertschöpfung bei Manner gestaltet, beziehungsweise auf welche Rohstoffe, Herkunftsländer Sie da im Speziellen angewiesen sind aktuell?

00:19:41: KARIN STEINHART Das Thema Rohstoff war bei uns immer schon sehr wichtig und ist es natürlich beim Thema ESG auch. Also Kakao ist unser wichtigster Rohstoff, macht 30 Prozent am Rohstoffeinsatz aus. Wir haben natürlich Zucker als Süßwarenunternehmen, wir haben Fette, wir haben Haselnüsse, Milchprodukte. Also diese Themen spielen einen großen Stellenwert und es ist eigentlich ganz interessant, als wir 2012 mit dem Thema Nachhaltigkeit mal begonnen haben, haben wir uns eigentlich ganz ohne dahintergehenden Analysen etc. überlegt, wo können wir denn den größten Unterschied machen und haben intuitiv, sage ich jetzt mal, beim Thema Kakao begonnen. Und jetzt nach der Wesentlichkeitsanalyse etc. weiß man natürlich, okay, es hat total gut gepasst, aber das war so unser Zugang. Okay, wo kann man denn anfangen? Was ist denn der größte Impact? Wo kann man den größten Unterschied machen? Und haben da eigentlich dann sehr schnell angefangen, mit verschiedenen Partnern am Thema zertifizierten Bezug zu arbeiten und setzen seit 2020 nur nachhaltig zertifizierten Kakao ein bei uns und sind auch mit Fairtrade der größte Fairtrade-Partner Österreichs. Und das hilft uns natürlich in vielen anderen Themen weiter, auch bei der Entwaldungsverordnung etc. Also das Thema Kakao sind wir sehr froh, dass wir das so früh sozusagen angegangen sind. Hätten wir nichts gemacht und würden jetzt davor stehen, hätten wir sicher größere Herausforderungen. Und wir haben sicher nicht aus dem Thema Entwaldungsverordnung angegangen, sondern aus dem Thema Familienunternehmen und Verantwortung. Wie können wir, ich war selber in der Elfenbeinküste, ich habe mir Kakaoplantagen angeschaut, Kooperativen. Das gibt kein gutes Gefühl als Familienunternehmen, wenn man da nicht drauf schaut. Und man sieht es auch, das ist das Thema, das unsere MitarbeiterInnen irrsinnig interessiert. Wie ist da der Bezug? Wie gehen wir mit unseren PartnerInnen um, mit unseren Kakaobauern? Und da sind sozusagen beide Bedürfnisse abgedeckt. Auf der einen Seite das Bedürfnis eines Familienunternehmens, sozial zu agieren und auf der anderen Seite die ganzen anderen Themen, die sich jetzt aus den verschiedenen Regularien ergeben.

00:22:17: KATJA GRUBER Wir haben jetzt gehört Kakao als einer der wichtigsten Rohstoffe für Manner und damit fallen Sie ja jetzt auch in den Anwendungsbereich der Entwaldungsverordnung. Gibt es da jetzt noch konkrete weitere die Sie setzen um Schritte, Compliance mit der Entwaldungsverordnung werden, sicherzustellen?

00:22:54: KARIN STEINHART Die Entwaldungsverordnung ist ein sehr herausforderndes Thema und ich merke ich strapaziere den Begriff aber es ist wirklich Also im Moment sind wir sehr sehr, stark auch mit Verbänden im mit Austausch, mit anderen Unternehmen wie man damit umgeht, mit unseren LieferantInnen um zu schauen was bekommen wir an Daten also wir bereiten also jede Struktur vor, wo kann man diese Nummern abbilden, kann man die dann weitergeben, also wir schauen, dass wir uns bestens vorbereiten. Es hilft natürlich nicht und das ist immer so das Thema, auch im Lieferkettengesetz auf europäischer Ebene damals diese Unsicherheit, dieses, das wird alles noch verschoben, da kommt noch was. Also ich sage es ganz ehrlich, wir würden uns wünschen, es gäbe noch eine Frist, weil es ist ein wahnsinnig komplexer Themenbereich, das so umzusetzen mit den Geodaten. Aber was es noch schwieriger macht als eine schwierige umzusetzende Verordnung, ist eine Unsicherheit. Also da habe ich viel lieber dieses klare Thema, okay, das gilt ab jetzt und ist so und wir sprechen mit unseren Lieferanten und wir schauen, als wir sprechen mit unseren Lieferanten und jeder sagt, da wird noch was kommen, schauen wir mal und es ist in Wahrheit Ende des Jahres und wir wissen alle, dass das schnell mal da ist. Also wir bereiten uns bestmöglichst vor, wir sprechen mit den Lieferanten, uns betrifft es natürlich und wir haben im Kakaobereich sehr große Lieferanten und hoffen dann natürlich, dass per Jahresende alle gut aufgestellt sind und arbeiten mit Hochdruck daran.

00:24:22: KATJA GRUBER Wir haben jetzt bereits gehört, dass Sie besonders auf eine erfolgreiche Kooperation auch mit Ihren Lieferantinnen angewiesen sind. Und jetzt befinden sich in Ihrer Lieferkette ja nicht nur große Unternehmen, sondern vielleicht auch das ein oder andere Klein- und Mittelunternehmen, das selbst nicht berichtspflichtig ist. Und hier wieder meine Frage, haben Sie da schon erste Erfahrungen im Austausch gemacht? Wie gestaltet sich da auch vor allem die Zusammenarbeit mit den KMUs? Können die schon Daten liefern, beziehungsweise was würden Sie sich sozusagen von der Zusammenarbeit erwarten oder wünschen?

00:25:05: KARIN STEINHART Also da haben wir natürlich schon Erfahrungen gemacht und es ist sehr durchwachsen. Es gibt auch im KMU-Bereich Partner, die unglaublich gut aufgestellt sind, die alles schnellstmöglichst beantworten können, die Zertifizierungen haben, die Audits haben, die zurückschicken und unsere Listen sozusagen schnell ausfüllen. Man wünscht sich natürlich, die ganze Branche wünscht sich natürlich standardisierte Abfragetools. Es ist ein Überschwimmen. Wir bekommen x Excel-Listen zum Ausfüllen pro Woche, die genauso. Es ist gerade so ein bisschen eine überbordende Administration, die sehr schwierig für uns ist. Also da wünsche ich mir natürlich standardisierte Abfragen, standardisierte Möglichkeiten, auch mit Lieferanten in den Austausch zu gehen. Das würde es für jeden von uns leichter machen. Austausch zu gehen, das würde es für jeden von uns leichter machen.

00:26:05: KARIN STEINHART Es ist natürlich etwas anderes. Früher hat man auch im strategischen Lieferantenmanagement sehr stark auf Verfügbarkeitenpreise etc. geschaut und jetzt ändert sich das. Es kommt noch eine Komplexität dazu und man soll eigentlich mit den Lieferanten wahnsinnig auch noch eng sozusagen darüber hinaus zusammenarbeiten, was ISG betrifft. noch eng sozusagen darüber hinaus zusammenarbeiten, was ESG betrifft. Das macht es sehr komplex und ich glaube, da müssen gerade in vielen Einkaufsbereichen Ressourcen aufgestockt werden, muss man ganz klar sagen. Da müssen standardisierte Abläufe her, weil diese Excel-List-Flut, die kann das nicht, die kann das nicht sein. Aber es ist so unterschiedlich. Wir haben große Firmen, wo man sich denkt, die könnten sich eigentlich besser vorbereiten. Wir haben kleine Firmen, die sind super vorbereitet, aber auch umgekehrt. Also ich sehe es auch als Chance für kleinere Unternehmen, da wirklich schneller und wendiger zu sein und zu sagen, okay, wenn wir das erfüllen und wenn wir hier, ich sage jetzt zum Beispiel ECOBADIS Audit haben, haben wir schon einen großen Teil abgedeckt und haben da vielleicht auch einen Vorteil. Also es ist da in dem Bereich sicher einfacher, wo es schwierig ist. Und wie gesagt, ich war in der Elfenbeinküste, ich habe gesehen, die Kakaobauern, Wie gesagt, ich war in der Elfenbeinküste, ich habe gesehen, die Kakaobauern, die da sich zu Kooperativen zusammenschließen, ist sicher in dem Bereich Geodaten zu sammeln. Da werden sicher größere Kooperativen, größere Unternehmen bevorzugt, was sicher ein bisschen schade ist, weil es gibt sicher kleinere Unternehmen, die auch oder kleinere Kooperativen, die wahnsinnig tolle Nachhaltigkeitsprogramme haben, aber vielleicht eben diese Geodaten nicht liefern können. Und das ist ein bisschen eine Ungerechtigkeit, auf die man auch hinschauen muss.

00:27:55: KATJA GRUBER Wir haben jetzt schon gehört, ISG nimmt jetzt zunehmend in der Einkaufsabteilung sozusagen Einzug. Haben Sie da schon konkrete Kriterien implementiert im Einkauf bzw. planen Sie da noch weitere Schritte?

00:28:09: KARIN STEINHART Also wir sind jetzt einmal sozusagen durch die CSRD sehr stark im Einkauf beim Abarbeiten sozusagen der Berichtspflichten und auch wir haben letztes Jahr SAP eingeführt, da muss man auch sehr viel noch sozusagen tracken und kennzeichnen und wenn ich jetzt denke an biogene Rohstoffe, Recyclingfähigkeit etc., also das ist ein ganz großes Thema, daran arbeiten wir eigentlich jetzt sehr stark in der Umsetzung und auf der anderen Seite natürlich auch an Lieferantenvorgaben. Aber zuerst ist die Compliance, zuerst muss die CSRD passen und wir müssen die KPIs prüfgerecht sozusagen abbilden. Aber ich glaube, dass da in Zukunft der größte Teil unserer ESG-Arbeit aufschlagen wird im Einkauf.

00:29:15: KATJA GRUBER Wenn Sie vielleicht abschließend noch drei Tipps an ein Unternehmen, das sich jetzt der Berichtspflicht noch nicht gewidmet hat, geben könnten, welche wären das?

00:29:24: KARIN STEINHART Wenn ich jetzt sage, es ist zu spät, ist das kein guter Tipp? Nein, also es ist wirklich so, unser Vorstand sagt immer, ein Elefant wird auch in Scheiben gegessen. Es ist zwar, wir essen keine Elefanten und überhaupt kein Fleisch in der Nachhaltigkeit, in der aber das Thema es überwältigt Nachhaltigkeit, einen diese Flut von Vorgaben, ist, von Themen so dass man massiv, wirklich schauen Schritt für muss, Schritt die Dinge umzusetzen, weil oft ist es auch natürlich leicht dann zu das geht nicht sagen, und das ist ja wahnsinnig und was noch Wirklich im alles. Projektmanagement runterbrechen, kleine erklären, das große Scheiben, Ganze immer im Blick aber halten, dass die schauen, Leute mitkommen mit den kleinen Scheiben sozusagen und nicht die zweite Tipp in, wäre vielleicht nicht in den Grundsatzdiskussionen verhedern. Also das ist oft im Thema Nachhaltigkeit, das ist so manchmal auch sehr negativ besetzt mit, jetzt wollen sie uns alles verbieten und wenn China und USA nicht mitziehen, Europa, wo gehen wir hin? Also all diese Grundsatzdiskussionen sagen, ja, das ist eine super Diskussion, die können wir nachher in der Pause am Kaffeetisch führen, aber hier CSRD hat das jetzt gerade ganzen Thema zu finden. Ja nicht irgendwelche Governance-Listen machen, die nur auf einem Laubwerk sind, sondern wirklich, was kann man im Unternehmen machen. einen Josef den Manner, der Firmengründer, hat die Firma deshalb weil die gegründet, Schokolade, Klammer so wie Klammer enorm auf, teuer war heute, und da schon ein zu, das konnte sich niemand Luxusgut, leisten. Und er hat sich das kann doch überlegt, nicht das muss ich doch sein, irgendwie besser machen können. Und aus dieser Überlegung hat er das Unternehmen gegründet. Und dieser, ich sage jetzt mal, lustvoller Zugang zum Thema Nachhaltigkeit. Was kann ich verändern? Was bringt uns was als Unternehmen? Diese, ich weiß, Veränderungen sind schwierig und ich weiß, die Abteilungen ziehen manche gleich mit, diese Freude auch an der Transformation zu vermitteln und natürlich, ganz klar, wenn Vorstände, Eigentümer etc. da nicht mitziehen, dann kann man das als ESG-Manager nicht umsetzen.

00:32:15: KATJA GRUBER Liebe Frau Steinhart, ich bedanke mich vielmals für Ihre Einblicke und Erfahrungswerte zum Thema Nachhaltigkeit, insbesondere auch im Zusammenhang mit der Wertschöpfungskette. Vielen lieben Dank, dass Sie heute bei uns im Studio waren.

00:32:32: KARIN STEINHART Vielen Dank für das Gespräch.

00:32:33: KATJA GRUBER Zum Abschluss darf ich wie gewohnt noch einen Tipp für die Prüfung geben, wir haben heute, beziehungsweise auch bereits in den letzten Folgen öfters gehört, dass es aufgrund der vielfältigen Themenbereiche Personen aus unterschiedlichen Abteilungen eines Unternehmens benötigt, die Daten und Inhalte für den Bericht anmelden. Personen aus dem Rechnungswesen beispielsweise sind mit der Prüfung meistens schon vertraut, aber auch alle anderen Personen, beispielsweise aus dem Umweltteam oder auch aus der Personalabteilung, Compliance, müssen mit dem Prüfprozess vertraut werden und auf etwaige Gespräche im Zuge der Prüfung vorbereitet sein. Somit binden Sie alle Mitarbeiterinnen frühzeitig ein, bereiten Sie diese auf die Prüfung vor und schaffen Sie ein Bewusstsein dafür, dass alle für eine erfolgreiche Prüfung verantwortlich sind und jeder seinen Beitrag dazu leisten kann und muss. Ich bedanke mich ganz herzlich bei unseren Zuhörerinnen und verabschiede mich hiermit. Wir freuen uns, wenn Sie wieder einschalten, folgen Sie uns auch gerne auf LinkedIn oder abonnieren Sie unseren Kanal, um auch wirklich keine Folge zu verpassen. Wir freuen uns, wenn wir uns beim nächsten Mal wieder hören und gerne können Sie auch Ihre Fragen hinterlassen, die wir dann im Zuge unseres Podcasts beantworten werden.

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